Heubewertung mit der Sinnenprüfung

Heu bzw. Grummet trägt nicht umsonst die Bezeichnung Grundfuttermittel und sollte für unser Wild selbstverständlich von bester Qualität sein.

Jeder Jäger ist natürlich (am Anfang) von seinem Heu überzeugt und so mancher wundert sich vielleicht wenn dieses vom Wild nicht wie gewünscht angenommen wird. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass das Gefüge vom Heu für das zu fütternde Wild oder gar die Qualität nicht ausreichend ist.

Dabei kann man mit seinen Sinnesorgangen (mittels Hände, Augen und Nase) einfach und schnell selber sein Heu prüfen, dazu wird der ÖAG-Schlüssel von 2001 angewendet.

Gegliedert wird die Sinnenprüfung (ÖAG-Schlüssel, 2001) in den Teilen Geruch, Farbe, Gefüge und Verunreinigung.

1. Geruch Punkte
außerordentlich guter, aromatischer Heugeruch 5
guter, aromatischer Heugeruch 3
fad bis geruchlos 1
schwach muffig, brandig 0
stark muffig (schimmelig) oder faulig -3

Mögliche Fehlerursachen für 1 oder weniger Punkte:
Zu feucht nach dem Mähen eingelagert, verregnetes/nass, enthält Gülle- oder Mistreste, Hitzeschädigung, Lager verpilzt, Lager zu feucht, direkter Kontakt mit der Erde.

2. Farbe Punkte
einwandfrei, wenig verfärbt 5
verfärbt, ausgeblichen 3
stark ausgeblichen 1
gebräunt bis schwärzlich oder schwach schimmelig 0

Mögliche Fehlerursachen für 1 oder weniger Punkte:
Hitzeschädigung, Lager verpilzt, Lager zu feucht, Fäulnis.

3. Gefüge Punkte
blattreich (Klee-, Kräuter und Grasblätter enthalten, ebenso Knospen und Blütenstände), weich und zart im Griff 7
blattärmer, wenig harte Stängel, etwas hart im Griff 5
sehr blattarm, viele harte Stängel, rau und steif im Griff 2
fast blattlos, viele verholzte Stängel, grob und überständig 0

Mögliche Fehlerursachen für 2 oder weniger Punkte:
Später Nutzungszeitpunkt und Zerstörung der Blätter bei der Heuernte.

4. Verunreinigung Punkte
keine (keine Staubentwicklung) 3
mittlere (geringe Staubentwicklung) 1
starke (Erde- bzw. Mistreste) 0

Mögliche Fehlerursachen für 1 oder weniger Punkte:
Schnitthöhe unter 5 cm (Tief- bzw. Rasierschnitt), Erdige aufgenommen, unsachgemäßer Einsatz von Dünger.

Werden alle diese Punkte addiert, ergeben sie mittels Punkteschlüssel folgende Güteklasse:

Punkte Güteklasse Wertminderung
16 bis 20  1 – gut bis sehr gut gering
10 bis 15 2 – befriedigend mittel
5 bis 9 3 – mäßig hoch
-3 bis 4 4 – verdorben sehr hoch

Dem Reh- und Rotwild darf kein mäßiges oder verdorbenes Futter vorgelegt werden!

Natürlich ist diese Methode stark personenabhängig und ergibt zwar nur einen Schätzwert, aber sie hat den Vorteil, dass man sie jederzeit schnell und vor allem ohne Labor durchführen kann – so kann man z.B. vor dem Kauf das Heu bzw. Grummet schnell beurteilen.

Buchempfehlung: Fütterung von Reh- und Rotwild: Ein Praxisratgeber

In eigener Sache

Seit einiger Zeit wird bereits über Sinn und Unsinn von (Reh-) Wildfütterungen diskutiert. Ist das Füttern nur gut gemeint und in Wirklichkeit nicht notwendig oder braucht das Wild die Fütterung bzw. die Hege im Winter? Viele der sogenannten Experten versuchen in diversen Fachzeitschriften diese Frage zu beantworten.

Zum eigenen Ärgernis wird oft von diesen Experten nur eine pauschale Antwort gegeben und es wird nicht differenziert ob das Wild im Flachland oder im Gebirge seinen Einstand hat. In den Expertisen ist nicht allzu oft enthalten ob das Wild, aus touristischen Gründen oder aufgrund von Erholungszwecken, beunruhigt wird, denn das würde die Sinnhaftigkeit von Rehfütterungen begründen – der verursachte Stress kostet dem Wild sehr viel Energie.
Auf ein bis zwei Seiten in einer Jagdzeitschrift kann dieses doch sehr komplexe Thema nicht beschrieben werden.

Zusätzlich treiben verendete Rehe die Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Fütterungen an. Dass aber der Grund für verendete Rehe, in Fütterungsnähe, oft am falschen Füttern liegt, belegen zahlreiche Untersuchungen von Veterinärmedizinern. Die Hauptursache liegt sehr oft an einer akuten Pansenübersäuerung, sprich am falschen Füttern! Nur Kraftfutter vorzulegen ist der falsche Weg. Hier ist ein Wiederkauen nicht mehr möglich und der ph-Wert sinkt. D.h. es kommt hier zu einer akuten Pansenübersäuerung. Wild benötigt eben eine gut strukturierte Rohfaser – speziell Rehe benötigen Heu mit einem hohen Kräuteranteil.

Sollte zum Heu zusätzlich Kraftfutter vorgelegt werden, dann sollte man unbedingt darauf achten, dass das Futter gentechnikfrei ist und Rohfaser enthält. Wir verwenden z.B. das Ennstaler Wildfutter: Test – Ennstaler Wildfutter

Das Buch

Armin Deutz (Amtstierarzt aus der Steiermark), Karl Buchgraber und Johann Gasteiner beschreiben in ihrem Praxisratgeber Fütterung von Reh- und Rotwild auf ca. 144 Seiten das richtige Füttern der beiden angeführten Wildarten. Es werden die Grundzüge der Verdauung von Wiederkäuern erklärt. Welche Typen von Wiederkäuern gibt es und wie wie muss das Futter für die jeweilige Wildart zusammengesetzt werden sind nur einige der Fragen die in diesem Buch ausführlich beantwortet werden.

Weitere Themen:

  • Sinn- und Unsinn von Fütterungsmaßnahmen
  • Leiden Wildtiere Hunger?
  • Futtermittelbeurteilungen, Futtermittelkunde, Lagerung von Futter
  • Beispiele für Futterrationen
  • Salz als Ergänzung
  • Standort und Bau von Fütterungen
  • Fütterung und Wildschaden
  • u.v.m.

Dem Buch liegt auch noch eine CD bei. Sie dient als Ergänzung zum Buch und man kann sich in den 8 Filmen und in den 45 PDF Dokumenten (Berichte, Checklisten und Tabellen) noch weiter rund um das Thema Fütterung und Futter für Rot- und Rehwild vertiefen.

Dieses sehr gut verständliche Buch, mit vielen Praxisbeispielen, findet man im guten Fachhandel oder kann auch z.B. bei Amazon bestellt werden: Link zum Buch (Amazon)